WILD BOYS wollen gegen Erlangen den Ligaverbleib besiegeln

Da hat die Scouting-Abteilung des TVB Stuttgart tolle Arbeit geleistet. In Tobias Thulin hat der Verein einen ausgezeichneten Torhüter für die kommende Saison verpflichtet. Seine Klasse bewies der jetzige Magdeburger in den Spielen gegen den THW Kiel und auch gegen FRISCH AUF! Göppingen. In Letzterem erreichte er im ersten Durchgang eine Quote von sage und schreibe 64 % (insgesamt 42 %). „Tobias Thulin war ein wichtiger Faktor für den 29:21-Erfolg der Magdeburger in Göppingen“, lobte Markus Götz am Sky-Mikrofon.

Vielleicht hat der Magdeburger Torhüter mit seinen Glanzparaden auch den Weg für die SG Flensburg-Handewitt frei gemacht, die bekanntlich beim TVB Stuttgart gewann, während der THW Kiel beim SC Magdeburg sehr knapp mit 33:34 unterlag. Dadurch führen die Flensburger nunmehr mit einem Zähler Vorsprung vor den Zebras die Tabelle der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga an. Im Kampf um die Plätze in der neu geschaffenen EHF European League haben derzeit die Rhein-Neckar Löwen und die Füchse Berlin deutlich die Nase vorn, da Magdeburg sich mit dem Sieg im EHF-Cup automatisch für diesen Wettbewerb qualifiziert hat. Die MT Melsungen hat nach dem 22:31 bei den Rhein-Neckar Löwen nur noch theoretische Chancen.

Im Abstiegskampf ist es derzeit ähnlich spannend wie im Titelrennen. Die Eulen Ludwigshafen wahrten im Spiel gegen Leipzig mit einem Unentschieden ihre Chancen auf den Klassenerhalt, während sich der HBW Balingen-Weilstetten in Coburg sicherlich mehr als ein Remis erhofft hatte. Trotz großem Kampf unterlag GWD Minden dem THW Kiel mit 30:35 und ist nun punktgleich mit den „Galliern von der Alb“, die derzeit den 15. Tabellenplatz einnehmen. Zwei Zähler davor liegt der TVB Stuttgart auf Rang 14. So meinte dann auch Sky-Moderatorin Katharina Kleinfeldt: „Es bleibt dramatisch im Abstiegskampf.“  

Den WILD BOYS hätten Bonuspunkte gegen den Spitzenreiter aus Flensburg sehr gut zu Gesicht gestanden, aber im Mannschaftssport gilt eben die These: Wenn die scheinbar unterlegene Mannschaft gegen ein Top-Team gewinnen will, muss sie ihre Möglichkeiten nutzen. Genau dies gelang den WILD BOYS gegen die SG Flensburg-Handewitt nicht immer, sonst wäre ein besseres Ergebnis durchaus möglich gewesen. Besonders im zweiten Durchgang, als die Mannschaft aus dem hohen Norden kräftemäßig etwas nachließ, trafen die WILD BOYS einige Male die falschen Entscheidungen. So unterlag der TVB Stuttgart trotz großem Kampf am Ende gegen den Titelaspiranten mit 30:32.

Nun kommt am Samstag der HC Erlangen nach Stuttgart. Die Franken, die am Sonntag in Hannover mit 26:27 unterlagen, haben bereits dreißig Punkte auf dem Konto und liegen damit auf Rang zwölf der Tabelle. Nur im ungünstigsten Fall können die Erlanger noch in den Abstiegskampf hineingezogen werden. Sie können also einigermaßen befreit aufspielen. Besonders ausgeprägt im Angriff der Franken ist das Kreisläuferspiel mit Nationalspieler Sebastian Firnhaber. Er bildet zusammen mit Jan Schäffer auch den Mittelblock einer kompromisslos agierenden Deckung. Dahinter steht im Tor mit Martin Ziemer ein Schlussmann, der die gegnerischen  Angreifer an einem guten Tag durchaus zur Verzweiflung bringen kann. Auch müssen sich die WILD BOYS darauf einstellen, dass die Erlanger Defensive gerne spekuliert, um daraus Tempogegenstöße zu entwickeln. Im Angriff setzen die Franken auf die Wurfgewalt von Simon Jeppsson. Der Schwede gilt als sehr wurfgewaltig und wird von Regisseur Benedikt Kellner immer wieder mustergültig in Position gebracht. Erlangens Trainer Michael Haaß, ehemaliger deutscher Nationalspieler, wechselt gerne zwischen Angriff und Abwehr.

„Wir wollen noch ein paar Spiele gewinnen, um einige Plätze im Endklassement gut zu machen“, kündigte Erlangens Torhüter Martin Ziemer nach der Niederlage in Hannover an. Genau darauf müssen sich die WILD BOYS einstellen, auf eine kämpfende Gastmannschaft, die mit dem bisher Erreichten noch nicht zufrieden ist. Aber die beiden Zähler müssen unbedingt in Stuttgart bleiben, um die nächsten Spiele ohne den ganz großen Druck bestreiten zu können. „Wir werden um jeden Meter Boden in der Halle kämpfen“, verspricht Kapitän und Torhüter Johannes „Jogi“ Bitter. Dabei hoffen er und sein Trainer auch wieder auf das Spielen vor Zuschauern. „Die lautstarke Unterstützung durch das Publikum ist für uns an diesem Samstag besonders wichtig“, geht Jürgen Schweikardt von weiterhin stabilen Corona-Inzidenzwerten in Stuttgart aus. Und die Zuschauer sollen von den WILD BOYS mit einem Sieg für ihr Kommen belohnt werden. 

Freuen Sie sich auf ein spannendes und faires Handballspiel!

Ihr Joachim Gröser 

Textquelle: Joachim Gröser, Bildquelle: Sportfoto Zink / Oliver Gold

„Am Ende war es ein Abnutzungskampf, den wir gewonnen haben!“

Die Stimmen zum Spiel HSG Nordhorn-Lingen vs. TVB Stuttgart (26:29) am 16.09.2021

Jürgen Schweikardt: „Es fällt mir tatsächlich schwer, das Spiel jetzt taktisch zu analysieren. Für uns stand heute einfach zu viel auf dem Spiel. Wir haben die letzten drei Auswärtsspiele gegen die Mannschaften auf den Abstiegsplätzen klar verloren. Das war sicherlich auch ein mentales Thema und wir haben diese Bürde auch heute in dieses Spiel mit hineingenommen. Umso stolzer bin ich auf die Mannschaft, wie sie sich dem gestellt hat und bei diesen heißen Temperaturen wirklich ans absolute Limit gegangen ist. Ich möchte niemanden groß hervorheben – wobei es Adam Lönn mit neun Toren und seiner Art und Weise, wie er vorne und hinten agiert, sehr gut gemacht hat und Jogi hilft uns natürlich wieder, nachdem er uns lange gefehlt hatte. Das sind aber nur Randgeschichten. Für uns war es einfach nur wichtig, zwei Punkte nach Stuttgart mitzunehmen.“

Daniel Kubeš: „Ich weiß nicht, was ich heute sagen soll. Wir haben gekämpft und alles versucht aber in der ersten Hälfte haben wir zu viele Fehler gemacht. Da waren es sieben technische Fehler. Tatsächlich war Jogi meiner Meinung nach auch ein großer Faktor. Adam Lönn und auch die anderem Rückraumspieler haben wir einfach nicht so in den Griff bekommen und haben viele Tore innerhalb von neun Metern kassiert. Das waren für mich die ausschlaggebenden Faktoren aber wir haben wieder eine gute Moral gezeigt und bis zur letzten Sekunde gekämpft und so sollte es auch sein.“

Jogi Bitter: „Auch wenn wir den Klassenerhalt heute noch nicht ganz sicher haben, war uns seit längerem klar, dass es für uns heute um ganz viel gehen wird. Deshalb haben wir uns sehr gut vorbereitet, haben uns intensiv mit dem Gegner befasst und man hat heute gesehen, was wir für eine Intensität in die Partie reingebracht haben. Jeder, der da war, hat gemerkt, dass es gefühlt 40 Grad hier in der Halle waren und wir haben uns unglaublich in die Partie reingehauen. Am Ende war es ein Abnutzungskampf, den wir gewonnen haben! Wir haben in den letzten Wochen sehr viel Druck gehabt und uns auch selber Druck gemacht. Ich habe heute vor dem Spiel zur Mannschaft gesagt, dass wir uns einfach darauf besinnen sollen, dass wir dann nach der Partie schöne Gedanken haben können. Die Jungs haben sehr befreit, sehr fokussiert gespielt und sich wenige Gedanken gemacht. Das war heute, glaube ich, der Schlüssel. Ich selbst bin einfach froh, dass ich wieder spielen kann. Es läuft zwar noch nicht alles rund, aber es wird von Tag zu Tag besser und ich bin froh, wenn ich der Mannschaft wieder helfen kann. Es ist wunderschön, dass ich heute 60 Minuten spielen konnte, dafür trainieren wir jeden Tag.“

Robert Weber: „Wir wussten ja schon zuvor, dass die kommenden Spiele für uns die letzten Partien in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga sein werden und wollten hier im Euregium für unsere Zuschauer nochmal kämpfen. Wir haben aber heute zu wenig Zugriff bekommen und Stuttgart hat eigentlich das ganze Spiel dominiert und uns auf Abstand gehalten. Am Ende war es dann ein bisschen Ergebniskosmetik. Wir haben einfach den ein oder anderen Fehler zu viel gemacht und das darf einfach gegen den TVB Stuttgart und einen Jogi Bitter nicht passieren.“

Bildquelle: Melanie Bültmann


TVB verschafft sich Luft im Abstiegskampf

Eine Woche nach der starken aber letztlich punktlosen Partie gegen den aktuellen Tabellenführer aus Flensburg gastierten die WILD BOYS heute bei der HSG Nordhorn-Lingen. Im Euregium traf damit der Vierzehnte auf den Achtzehnten der LIQUI MOLY HBL.

Die Heimmannschaft aus dem Emsland hatte Anspiel und Georg Pöhle brachte zum ersten Mal in dieser Partie den Ball im Stuttgarter Tor unter. Der TVB seinerseits scheiterte im ersten Angriff an Björn Buhrmester. Wiederum war es Pöhle, der im Gegenzug für die HSG netzte. Den ersten TVB-Treffer markierte Jerome Müller in der zweiten Minute und Patrick Zieker legte per Gegenstoß nach (2:2, 3. Minute). Die erste Führung für den TVB Stuttgart bescherte Adam Lönn, der zunächst zum 3:3 und wenige Augenblicke später zum 4:3 in der 6. Minute traf.

Durch Lönns Treffer zum 5:7 drei Minuten später sowie eine Doppelparade von Johannes Bitter konnte der TVB dann auf 5:8 (11. Minute) erhöhen. Das war die bis dato höchste Führung der Stuttgarter. Per 7-Meter erzielte der, über die gesamte Saison gesehen, beste TVB-Schütze seinen ersten Treffer: Viggó Kristjánsson stellte auf 6:9 und damit den Abstand von drei Toren wieder her. Zu diesem Zeitpunkt waren rund elfeinhalb Minuten gespielt. Bis zum nächsten Treffer mussten die Fans im Euregium warten, denn dieser fiel erst über fünf Minuten später durch einen Hüftschlagwurf von Max Häfner (6:10, 17. Minute).

Den anschließenden 7-Meter auf der Gegenseite verwandelte der Routinier Robert Weber sicher zum 7:10. Wiederum im Anschluss daran fiel längere Zeit kein Treffer, da sowohl TVB-Kapitän Bitter als auch sein Gegenüber Buhrmester mehrmals parierten. So fiel der Treffer zum 8:10, wiederum durch Robert Weber, erst in der 22. Spielminute. Dominik Weiß stellte kurzerhand wieder auf plus drei (8:11, 23. Minute) und Lönn erhöhte auf 8:12 nach 23 gespielten Minuten. Viggó Kristjánsson baute mit dem 8:13 die Führung weiter aus. Vom 7-Strich hatte Robert Weber die Chance, den Lauf der Stuttgarter zu unterbrechen, aber Bitter war zur Stelle.

Stattdessen trat auf der anderen Seite Viggó Kristjánsson zum Strafwurf an und verwandelter sicher. Mit dem 8:14 in der 27. Minute brachte er den TVB erstmals mit sechs Treffern in Front. Bis zur Halbzeit fielen noch jeweils drei Treffer auf beiden Seiten, sodass man beim Stand von 11:17 in die Pause ging.

Den Ballbesitz zu Beginn des zweiten Durchgangs konnte der TVB nicht nutzen, aber auch Nordhorn konnte den Ball nicht im Tor unterbringen. So machte der TVB in Person von Max Häfner (11:18, 33. Minute) den ersten Treffer der zweiten Halbzeit. Patrick Miedema traf anschließend für die Niedersachsen (12:18, 33. Minute) und Philipp Vorlicek legte nach (13:18, 34. Minute). Mit zwei aufeinanderfolgenden TVB-Toren durch Adam Lönn und Max Häfner ging der TVB wieder mit sieben Treffern in Führung, sodass es nach 36 Minuten 13:20 stand. 

Bis zur 40. Minute verkürzte die HSG auf 17:21. Durch Treffer von Jerome Müller, einer 7-Meter-Parade von Jogi Bitter (insgesamt 3) und Patrick Ziekers 110. Saisontor setzte sich der TVB dann aber wieder mit sechs Toren ab (17:23, 43. Minute).

Mit dem Treffer zum 18:25 in der 47. Minute baute Adam Lönn diesen Abstand weiter aus. Der Schwede machte insgesamt ein sehr starkes Spiel und kam am Ende auf neun Treffer – so viele waren ihm bisher in keinem Spiel der LIQUI MOLY HBL zuvor gelungen. Die Führung ließen sich die Stuttgarter nicht mehr nehmen, auch wenn Nordhorn knapp 100 Sekunden vor dem Ende nochmal mit 25:28 an den TVB herankam. Robert Weber verkürzte den Rückstand seines Teams sogar noch auf zwei Tore. Letztlich setzte Zharko Peshevski mit dem Treffer zum 26:29 den Schlusspunkt unter eine sehr wichtige Partie für den TVB.

Die WILD BOYS sammelten am heutigen Mittwochabend die Zähler 28 und 29 und ist nun fünf Punkte von einem direkten Abstiegsplatz entfernt. Gleich am Samstag steht das zweite Spiel dieser Woche für den TVB an. Dann gastiert der HC Erlangen in der Porsche-Arena und der TVB könnte den Verbleib in der stärksten Liga der Welt endgültig sichern. 

Bildquelle: Melanie Bültmann