ZIELE UND BUSINESS PERFORMANCE IM HANDBALLCLUB – DIE ARBEIT BEIM TVB MIT OBJECTIVES AND KEY RESULTS (OKRS)

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2023
5
Min. Lesedauer

Mit der Unterstützung von AMAZE GROWTH, einer systemischen Unternehmensberatung, führte der TVB Stuttgart mit Beginn der aktuellen Saison ein Zielvereinbarungssystem ein. Die gemeinsam erarbeiteten OKRs, Objectives und Key Results, zielen darauf ab, die unternehmerische Performance des TVB zu steigern und die gemeinsam erarbeitete Vision des Clubs zu erreichen.

Jakob Kalbfell, Mitglied der Geschäftsführung des Stuttgarter Unternehmens, gibt einen Einblick in die Einführung eines Zielvereinbarungssystems beim TVB. Zudem erklärte er im Interview die Hintergründe und Zusammenhänge eines solchen Systems. Er zieht ein Zwischenfazit nach dem ersten Quartal seit der Umsetzung der Arbeit mit OKRs beim Stuttgarter Handballverein und gibt einen Ausblick auf die kommenden Schritte.

Jakob, du bist Mitglied der Geschäftsführung AMAZE GROWTH. Gib uns einen kurzen Überblick, welche Bereiche umfasst eure Arbeit?

Gerne, wir sind eine systemische Unternehmensberatun. Viele werden mit dem Begriff erstmal nicht viel anfangen können, Aber was sich dahinter verbirgt ist im Prinzip ganz einfach: wir fokussieren in unseren Projekten auf die Menschen hinter den Zahlen und darauf, dass wir Teams und Führung helfen können, nachhaltig in ihre Performance-Zone zu kommen. Wir glauben fest daran, dass außerordentliches und nachhaltiges Wachstum nur möglich ist mit starker Führung und allen Mitarbeitenden an Bord. Daher der Name “AMAZE” und “GROWTH”.

Dies zeichnet uns übrigens oft auch im Vergleich zu anderen Beratungen aus, wir erreichen Impact UND schaffen es, dass die Menschen & Firmen, die wir begleiten, für’s Leben lernen.

Unsere Projekte umfassen, immer mit oben-genannten Grund-Fokus, Bereiche wie Visions- & Strategieentwicklung, Zielmanagement, Führungs-, Team- und Organisationsentwicklung aber auch z.B. Vertrieb & Customer Success oder Employer Branding / Arbeitgeberattraktivität. Da wir mit vielen Unternehmen aus dem Mittelstand, aber auch Großkonzernen und Start-Ups gearbeitet haben können wir viel Projekterfahrung und Wissen transferieren.

Die Zusammenarbeit von AMAZE GROWTH und dem TVB zielt darauf ab, die unternehmerische Performance zu steigern. Dabei spielen Vision und Zielmanagement eine fundamentale Rolle. Worin besteht hier allgemein der Zusammenhang?

Zunächst mal geht es um die Frage was unternehmerische Performance tatsächlich begünstigt: Was wir in unseren Projekten gelernt haben ist, dass Firmen deren Mitarbeitende eine starke unternehmerische denke mit in ihre Tätigkeit bringen und diese entsprechend ausleben dürfen, im Durchschnitt schneller wachsen als solche bei denen sich Entscheidungskompetenz und Befähigung auf die Führungsebene konzentriert.

Wenn man darüber nachdenkt macht dies natürlich auch Sinn – Wenn Menschen verstehen in welche Richtung es geht und die Freiheit haben nach bestem Wissen und Gewissen in genau diese Richtung zu optimieren kommt Innovation und Effizienz von selbst. Und als Nebeneffekt natürlich höhere Motivation und Engagement – Die Mitarbeitenden sind zufriedener und bleiben länger aktiv im Unternehmen.

Um diese Resultate zu erreichen bedarf es dreier Zutaten:

Erstens sollte das Führungsteam genau wissen und abgestimmt sein, in welche Richtung es geht. Vergleichen wir es mit einer Expedition: die Führung muss natürlich bestimmen, wohin es gehen soll und warum. Und dies mit den Finanziers abstimmen. Im Optimalfall entwickelt man eine langfristige Vision strategische Ziele über mehrere Jahre und bricht diese entsprechend runter auf die einzelnen Zeithorizonte zuvor.

Sobald dies festgelegt ist muss man sich an die Vorbereitung und Durchführung der Expedition machen. Dafür müssen zweitens Rollen und Verantwortlichkeiten klar verteilt sein und jeweilige Ziele definiert sein. Diese Ziele müssen natürlich von Vision und Strategie abgeleitet und wie ineiner Pyramide sinnvoll angeordnet und aufeinander aufbauend sein. OKRs Als Methodik helfen genau hier: sie machen Objectives und mehrere Key Results, die den Erfüllungsgrad dieser Objectives repräsentieren, direkt umsetzbar – und messbar. Das Expeditionsteam hat also eine ganz genaue Richtung und kann priorisiert auf Ihre individuellen Ziele hinarbeiten. Ein unglaublich mächtiges Konstrukt.

Der dritte Faktor ist Führung. Eine Führungskraft muss die Mitarbeiter befähigen motivieren und ihr Partner sein bei der Erreichung der Ziele. Zuckerbrot und Peitsche war gestern – Was ein Team wirklich motiviert sich einzubringen sind diese Zutaten: Genau zu wissen wohin es geht, genau zu wissen was von einem erwartet wird und Unterstützung dabei zu bekommen, wo nötig um diese Erwartung zu erreichen.

Und für Unternehmer: In den Resultaten unserer Projekte spiegelt sich genau dies wieder – Arbeitskräfte sind effizienter, produktivkosten sind geringer und die Mitarbeiterrückhaltung im Unternehmen ist höher – was gerade heute, in einer Zeit in der Fachkräfte nicht leicht zu ersetzen sind, wahnsinnig wichtig ist.

Wie unterstützt ihr konkret das Management des TVB? Was habt ihr gemeinsam erarbeitet?

Der TVB war in einer Situation wie viele Organisationen in einem aufregenden Umfeld und einem aufstrebenden Wachstumspfad:  es gibt unglaublich viele Dinge an denen man arbeiten kann unglaublich viele Dinge die Spaß machen und Sinn machen für die Fans, die Spieler, die Funktionäre, das Umfeld.

Das gemeinsame Projekt mit dem TVB hatte genau oben genannte Zielsetzung: die Richtung in die man gehen möchte, noch genauer zu definieren und eine glasklar formulierte, für jeden im Club ersichtliche und motivierende Vision zu erstellen sowie einen Wertekatalog aufzustellen, den man als Verein in seinem Handeln stets repräsentieren möchte.

Abgeleitet davon haben wir das Zielmanagementsystem gemeinsam etabliert –  und zwar ganz spezifisch angepasst für den TVB als Sportclub. Verschiedene “Goalkeeper” Tragen die Verantwortung für einzelne strategischen Bereiche, alle Mitarbeitenden füttern in diese Bereiche rein und haben so ganz klare Ziele definiert. Zusätzlich ist ein Feedbackloop etabliert worden, der dabei hilft, die Erreichung und die Verbesserung der gesetzten Ziele zu unterstützen. Und nebenbei hilft dieser Prozess noch dabei, Innovation von morgen zu fördern –  jeder hat einen mittellangfristigen Plan und kann kreativ sein innerhalb dieser Leitplanken und darüber hinaus.

Die Arbeit mit einem Zielmanagement wurde seit Jahresbeginn vorbereitet und startete mit der laufenden Spielzeit 2023/24. Wie lautet dein Zwischenfazit?

Ich bin beeindruckt vom TVB Team hinter den Kulissen, das muss ich ehrlich sagen. Das Team hat einen hohen Grad an Ownership, das war zuvor schon ersichtlich. Man konnte eine Dynamik und ein “Wollen” im Raum fühlen, wenn es in die Workshops ging. Das eingeführte System hat dieser Dynamik zusätzlich eine weitere Struktur gegeben, die eine neue Durchschlagskraft ermöglicht. Noch laufen natürlich alle Dinge rund, aber das Wichtigste ist dass die Richtung klar ist und alle Lust haben, genau in diese zu gehen. Daraus kann Großes wachsen.

Welche Schritte gilt es für den TVB Stuttgart nun weiterzugehen?

Bei Projekten wie diesen ist die Nachhaltung das Wichtigste! Zum einen muss das System per se verbessert werden. Wir haben die Rolle eines internen OKR Masters eingeführt, dessen Aufgabe genau dies ist. Gemeinsam mit unserer Unterstützung als externe ist es dessen Aufgabe zu optimieren und die Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen, im Rahmen des Systems optimal zu wirken.

Auf der anderen Seite ist es die Aufgabe der Führung gemeinsam mit den Mitarbeitern die Richtung zu verfeinern und strategisch zu denken. Hier ist der TVB sehr stark aufgestellt , begleitet von der gemeinsam erstellten Vision können nun Strategien noch kohärenter entwickelt werden –  und vor allem, fast noch wichtiger, auch Dinge ausgeklammert werden, die hier nicht darauf einzahlen. Also “Nein” sagen zu können.

Zu guter Letzt wird es auch beim TVB wichtig sein die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu befähigen –  motivierte Nachwuchskräfte müssen natürlich weiter lernen und an ihrem Skillset feilen können. Durch die gemeinsam definierte Richtung hat man die optimale Basis dafür zu entscheiden welche Kompetenzen man benötigt und erlernen möchte.

Inwiefern gibt es in eurer Arbeit mit dem TVB oder auch bei anderen professionellen Sportclubs Besonderheiten im Vergleich zu eher „konventionellen“ Unternehmen?

Das Projekt in einem Sportclub ist in der Tat besonders! Das Kernprodukt von Organisationen in Bereichen wie Sport Musik Film tendiert dazu sehr volatil zu sein – und die Organisationen sind sehr von dessen schnell veränderlichem Erfolg abhängig. Solange es läuft, rollt der Rubel. Sobald jedoch das Album sich nicht verkauft, der Film floppt oder man im Pokal früh ausscheidet, Lässt die Nachfrage nach und man muss situativ reagieren. Dies macht Erfolg und Misserfolg noch schnelllebiger als in “konventionellen” Unternehmen – Und macht es somit noch viel wichtiger sich professionell aufzustellen.

Eine Organisation, die diese Kerndynamik versteht, wird in guten Zeiten noch viel besser dastehen und auch in schlechten Zeiten robust bleiben. Und ich muss sagen, der TVB hat hier wahren Pioniergeist gezeigt – Das Führungsteam hat die Kerndynamik absolut durchschaut und sich entschieden zu reagieren, bevor man die Notwendigkeit dafür hatte. Dies ist unternehmerische Weitsicht – Chapeau!

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