IM GESPRÄCH MIT MARINO MARIĆ
Seit Februar 2023 spielt der Routinier Marino Marić für den TVB Stuttgart. In dieser Saison hat der 33-jährige Kroatebisher 55 Tore erzielt. Wir haben in der spielfreien Woche vor dem Auswärtsspiel in Eisenach mit „Mara“ gesprochen.Unter anderem erzählt er in dem Interview, wie er seine Erfahrungen an die jüngeren Spieler im Team weitergibt und was ihm an der Arbeit mit den Youngsters Spaß macht.
Hallo Marino, du hattest in deiner gesamten Laufbahn entweder die Nummer „3“ oder die „33“ als Rückennummer, welche Bedeutung hat dies?
Ich bin zum ersten Mal zur Nationalmannschaft gekommen und die Nummer 3 war frei, somit habe ich die Nummer 3 genommen. Danach bin ich nach Zagreb und zur Nationalmanschaft Senioren und auch hier hatte ich die ganze Zeit die Nummer 3 und dann habe ich gesagt: Ja, das ist meine Nummer. Sie hat eigentlich keine große Bedeutung. Als ich dann nach Stuttgart gekommen bin, hatte natürlich Max Häfner die Nummer 3. Ich habe ihn gefragt, ob er die Nummer verkaufen will, aber es war zu teuer (lacht). Deshalb habe ich die Nummer 33 genommen.
Was benötigt es, um als Kreisläufer in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga erfolgreich zu sein?
Das ist schwer zu beantworten. Ich denke, dass jeder Kreisläufer seinen eigenen Style und sein eigenes Spiel hat. Natürlich ist es für einen Kreisläufer immer wichtig, mitzuspielen. Das bedeutet, dass du richtig gut mit allen Rückraumspielern und allen deinen Mitspielern funktionieren musst und dann baust du deinen eigenen Stil fürs Spiel mit ein. Ich kann sagen, dass der Kreisläufer schon traditionell ist. Alle verbinden einen Kreisläufer mit Kraft und mit Gewicht. Aber die Position des Kreisläufers ist auch eine technische Position, wo man immer einen schwachen Punkt in der Abwehr suchen muss. Mein Style ist es zu versuchen, die Abwehr in zwei Teile zu teilen und dadurch den Job für die Rückraumspieler einfacher zu machen. Das ist eigentlich mein Hauptziel. Du musst kräftig sein, kämpferisch gut und du musst ein gutes Spielverständnis haben. Es gibt manchmal Spiele, da bekommst du nur einen oder gar keinen Ball, manchmal gibt es viele Bälle. Aber du bist einfach da, wie ein wichtiger Teil in der Kette.
Mit 33 Jahren gehörst du zu den älteren Spielern des TVB Stuttgart. Wie gibst du deine Erfahrung an die jüngeren Spieler im Team weiter?
Ja, ich bin mit 33 Jahren schon ein erfahrener Spieler, aber ich fühle mich jung. Natürlich versuche ich, mit den jüngeren Spielern immer zu kommunizieren und ihnen zu sagen, was ich mit meinen Augen merke und sie dann durch meine Erfahrung eventuell besser machen zu können. Manchmal rede ich so viel, dass ich weiß, dass ich ihnen damit auf die Nerven gehe, aber sie sind sehr korrekt zu mir. Sie zeigen mir Respekt und das ist schön für mich. Ich mag es, mit allen Spielern zu kommunizieren und ich versuche aus jeder Kommunikation immer eine gute Sache herauszufinden. Das macht mir Spaß.
Du befindest dich mittlerweile in deiner zehnten Saison in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Findest du, der Handball hat sich in dieser Zeit verändert?
Wenn ich jetzt Handball anschaue, hat sich der Handball in den letzten Jahren sicher verändert. Jetzt ist er attraktiver geworden, weil es ein modernes, dynamisches und schnelles Handballspiel geworden ist mit vielen individuellen Leistungen und 1-gegen-1 Situationen. Das ist auch für die Zuschauer interessanter. Auch die Abwehr ist modern geworden und die Abwehrspieler haben sich verbessert. Früher konnte man einfach sagen, flache Abwehr, starke Abwehr. Das geht heute nicht mehr. Auch die Angriffsspieler sind besser geworden, zum Beispiel sind Rückraumspieler nicht mehr so groß und schwer. Die sind jetzt alle kleiner und schneller. Das ist einfach dieser moderne Handball momentan. Auch die Schiedsrichter-Kriterien sind fester geworden. Früher war der Handball brutaler und härter. Jetzt sind die Spieler mehr geschützt und für meinen Geschmack ist das Spiel jetzt sogar ein bisschen zu weich. Es geht in die Richtung, dass Fouls schneller bestraft werden, aber Handball ist ein Kontaktsport. Deswegen wird es interessant zu beobachten sein, in welche Richtung der Handball in den nächsten 5-10 Jahren weitergeht.
Deine Profikarriere hat bei RK Zagreb begonnen, kannst du dir vorstellen in deine Heimat im aktiven Bereich zurückzukehren?
RK Zagreb war mein erstes richtiges Profiteam. Mal schauen, was noch passiert und in welche Richtung meine Karriere noch geht, aber alles ist möglich. Das kann eine Option sein, aber wer weiß, was die Karriere noch bringt. Ich habe eigentlich keine großen Pläne, ich lasse mich überraschen.
Aktuell befindet sich der TVB Stuttgart nicht in den Top 10 der Liga. Was hat deiner Meinung nach in dieser Saison bisher dazu gefehlt?
Momentan sind wir nicht in den Top 10, aber wir spielen noch gegen einige Gegner aus der unteren Tabellenhälfte und wenn wir nach den Spielen noch ein paar Punkte mehr haben, sind wir in der Top 10. Wenn ich auf das Thema zurückgehe, dass Handball sich geändert hat, dann sind Kleinigkeiten jetzt noch wichtiger. Kleinigkeiten machen im modernen Handball einen großen Unterschied und bedeuten manchmal richtig viel. Ich finde der TVB Stuttgart hat ein richtig gutes Team und ich finde, dass wir in die Top 10 gehören, aber wir müssen das auch zeigen. Es gibt noch einige Spiele bis zum Saisonende und alles ist noch offen. Wir haben eine gute Qualität im Kader, deshalb bin ich mir zu 100% sicher, dass wir das schaffen können.
Wie schätzt du die beiden Heimspiele gegen den HSV Hamburg im April und gegen den HBW Balingen-Weilstetten im Mai ein?
Hamburg hat gerade eine Siegesserie, aber wir haben schon ein paar Mal gezeigt, dass wir gegen Hamburg gut spielen können. Gleiches gilt für Balingen. Die sind auf dem letzten Platz, sind aber auch gefährlich. Vom ersten bis zum letzten Platz ist jedes Spiel für sich schwierig. Ich finde, wir sind besonders gefährlich, wenn wir Zuhause spielen. Mit so einer guten Stimmung in der Halle, die ich schon oft erlebt habe hier, werden wir es schaffen, vier Punkte in diesen zwei Spielen zu holen. Wir haben dafür genug Qualität und müssen das einfach abliefern. Ich hoffe, dass wir diese Siege einfahren und das zusammen mit unseren Zuschauern genießen können.